Zeit für Italienisches!
Da wir aus einer halbitalienischen Familie kommen (der Papa ist Italiener), sind wir mit der italienischen Küche groß geworden. Keine Frage also, dass wir auch viele Leibspeisen haben, die aus dieser kulinarischen Ecke kommen. Dazu gehören auch Panzarotti! Für alle, die das jetzt zum ersten Mal hören: Was ist das eigentlich?
Dazu muss erstmal geklärt werden, was WIR damit meinen. Bei der Recherche für diesen Blogbeitrag war ich selbst nämlich zunächst ziemlich verwirrt.
Befragt man beliebte Suchmaschinen im Internet, spucken die einem zuerst was ganz anderes aus, als das, was wir kennen. Falls ihr Panzarotti aus dem Italienurlaub kennt, kann es sein, dass ihr darunter etwas ganz Anderes versteht als wir. Da gibt es regional tatsächlich erhebliche Unterschiede.
Was wir nicht meinen:
Meiner Recherche nach sind mit Panzarotti (oder auch: Panzerotti) in den meisten Fällen gefüllte Teigtaschen gemeint, ähnlich kleinen Calzoni. Der Unterschied zwischen Calzone und Panzarotti ist, dass erstere im Ofen gebacken werden, letztere frittiert. Allerdings kennen wir aus Apulien kleine frittierte Teigtaschen, die dort überall als Calzoni verkauft werden… Vermutlich sind die Italiener sich da selbst gar nicht so einig 🙂
Diese Calzoni oder Panzarotti sind zwar wahnsinnig lecker, aber nicht worum es heute geht. Und auch nicht, was ich bei meiner Recherche gesucht habe. Auf den ersten Blick dachte ich erstmal: Okaay, vielleicht hat unsere Familie jahrelang einfach den falschen Namen verwendet? Nachdem unsere Mutter aber schwört, dass alle dort in Apulien die Teile, die wir meinen, so nennen, habe ich eben noch etwas genauer gesucht.
Zeitgleich zu meiner kleinen Recherche-Aktion hat lustiger Weise ein Freund von Laura – auch Italiener aus dem Süden Italiens – ebenfalls ein passendes Erlebnis gehabt. Er hatte ein Gespräch über besagtes Essen mit seiner Lehrerin (auch Italienerin, aus dem Norden Italiens), das ihn darauf brachte, dass wohl nicht jeder diese Panzarotti meint, wenn er Panzarotti sagt ;). Erst nach einer Weile wurde beiden klar, dass sie von verschiedenen Dingen reden. Wie, deine Panzarotti haben keine Füllung??
Was sind nun Panzarotti?
Tatsächlich habe ich nach einer Weile gefunden, was ich suchte. Puh, die Familie hat sich doch nicht komplett geirrt, es gibt sie tatsächlich offiziell!
Scheinbar sind zwar in ganz Italien die genannten Teigtaschen unter Panzarotti bekannt, aber gerade im Süden Italiens gibt es etwas anderes unter diesem Namen. Vielleicht werden auch deshalb dort die frittierten Teigtaschen unter „Calzoni“ verkauft… Die Panzarotti, die wir kennen und lieben, sind eigentlich so etwas wie eine italienische Version von Kartoffelkroketten und eine Spezialität der Halbinsel Salento – der Absatz des italienischen Stiefels.
Traditionell enthalten sie neben zerstampften Kartoffeln vor allem Eier und diverse italienische Hartkäsesorten, z. Bsp. Parmesan und Pecorino. Gegessen werden sie vor allem als Vorspeise, bei uns gibt es sie meist zu Salat oder mit Ketchup.
Mit Ei und Käse sind sie leider nicht vegan. Es hat aber nicht lange gedauert, bis wir zuhause nach meiner Ernährungsumstellung nur noch eine vegane Version davon gemacht haben. Und ich muss sagen, unserer Meinung nach schmeckt man keinen Unterschied!
Das Ei kann problemlos weggelassen werden. Für die bessere Bindung fügen wir lediglich noch etwas Stärke hinzu. Statt dem Käse verwenden wir Hefeflocken – das Standard-Käseersatzprodukt der Veganer 😉
Was sind Hefeflocken?
Hefeflocken werden aus inaktiver Hefe hergestellt und enthalten viel Eiweiß und vor allem B-Vitamine, sowie Folsäure. Wegen ihrer hohen Nährstoffdichte werden sie auch oft als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Die feinen Flocken haben einen sehr würzigen Geschmack und werden daher besonders als Würzmittel eingesetzt. Viele Veganer mögen sie wegen ihres angeblich „käsigen“ Geschmacks, ich persönlich kann davon aber nicht viel erkennen 😉 Trotzdem finde ich sie toll zum Würzen von Käseersatzprodukten oder einfach pur über Nudelgerichten beispielsweise. Überall da, wo man normalerweise Parmesan verwenden würde – der ja hauptsächlich salzig schmeckt und damit würzt.
Kaufen kann man sie mittlerweile in den meisten Supermärkten, wenn nicht, dann auf jeden Fall im Bioladen oder bei DM. Es gibt zwar verschiedene Sorten – Bierhefeflocken, Melasse-Hefeflocken, manchmal findet man sie auch unter dem Namen Nährhefe – im Geschmack unterscheiden sie sich aber meiner Meinung nach nur minimal. Da kann man einfach mal ausprobieren, welche man am meisten mag!
Hefeflocken geben auch unseren Panzarotti einen kräftigeren Geschmack. Da Hartkäse generell sehr salzig schmeckt, benötigen unsere veganen Panzarotti vielleicht auch etwas mehr Salz als die traditionellen.
Wir sind auf jeden Fall begeistert von diesen veganen Panzarotti! Auch verschiedene Gäste, denen wir sie bereits aufgetischt haben, waren hin und weg!
Die kleinen italienischen Kroketten sind sehr schnell gemacht und benötigen nur wenige Zutaten – man sollte nur rechtzeitig daran denken, da man am besten gekochte Kartoffeln vom Vortag dafür nimmt. Ansonsten halten sie nicht so gut zusammen. Das ist aber bei allen so, nicht nur bei den veganen 😉
Panzarotti {vegan}
Vegane Variante der leckeren italienischen Kartoffelkroketten. Toll zu Salat, als Beilage oder als Vorspeise.
Zutaten
- 300 g Kartoffeln, gekocht am Vortag* mehligkochend
- 90 g Mehl
- 1 TL Kartoffelmehl / Stärke
- 3/4 TL Salz
- 2 EL Hefeflocken
- 1/2 Bund frische Petersilie
- Olivenöl zum Anbraten
Anleitungen
Die am Vortag gekochten Kartoffeln schälen und in etwas kleinere Stücke schneiden. Die Stücke müssen nicht gleichmäßig sein, da sowieso gleich alles zerdrückt wird. In eine Schüssel geben.
Petersilie fein hacken.
Mehl, Kartoffelmehl, Salz, und Hefeflocken in die Schüssel zu den Kartoffeln geben und alles mit einer Gabel oder den Fingern zerdrücken, bis es sich zu einer Masse verbindet.
Petersilie zugeben und gut untermischen.
Olivenöl in einer großen Pfanne bei mittlerer Hitze erhitzen. Währenddessen mit den Händen aus der Kartoffelmasse kleine Kroketten formen. Dazu gibt man am besten etwas Mehl auf ein Teller oder die Arbeitsfläche, bemehlt die Hände und formt eine etwa esslöffelgroße Portion Kartoffelmasse zu einer Kugel und dann zu einer länglichen Krokette.
Die geformten Kroketten zunächst auf einem leicht bemehlten Teller sammeln. Sobald genügend vorbereitet sind, um die Pfanne zu füllen, alle in die heiße Pfanne geben. Unter regelmäßigem Wenden von allen Seiten goldbraun braten.
Sollen sie außen richtig schön knusprig werden, sollte soviel Öl verwendet werden, dass die Panzarotti etwa zu einem Viertel untertauchen.
Die knusprigen Panzarotti mit Ketchup oder zu Salat genießen!
Rezept-Anmerkungen
*Für dieses Rezept ist es sehr wichtig, dass man keine frisch gekochten Kartoffeln nimmt, da die Panzarotti sonst nicht so gut zusammenhalten. Die Kartoffeln sollten mindestens für ein paar Stunden abgekühlt sein, ideal ist aber über Nacht.
Brino says
Die schmecken so lecker. Wir essen sie am liebsten mit einem frischen Blattsalat. Da braucht man sonst nix.
Isabell says
Kannst du auch das Original-Rezept ohne Vegan rausrücken? 😃
Liebe Grüße Isabell
Lisa says
Hallo Isabell,
das würde ich, wenn es das gäbe 😉 Von der Nonna überliefert sind leider nur die Zutaten: Kartoffeln, Mehl, Salz, Eier, italienischer Hartkäse (Pecorino, Parmesan,…) und Petersilie. Gemischt wird das Ganze von meiner Mama dann nach Gefühl 😉 Soweit ich weiß verwendet sie auf 500g Kartoffeln ein Ei, aber der Rest ist alles so pi mal Daumen. Kannst es ja einfach mal ausprobieren und gerne berichten, wie es geworden ist! Geschmacklich unterscheiden sie sich aber wirklich kaum von den veganen. Du kannst dich zum Beispiel auch mal an unser Rezept halten und einfach etwas Käse dazu geben. Das würde auf jedenfall auch funktionieren.
Liebe Grüße! 🙂
esthi says
Kann ich auch andere verwendet die ich 90g Mehl nicht verwendet will, kann ich die benutze, bsp Sojamehl oder Speisestärke? danke